Am Freitag lief die erste Folge der fünfteiligen Dokuserie «Die Hotelfachschule» auf SRF. Ich bin mehr durch Zufall reingezappt, aber ich blieb hängen. Denn es geht nicht nur um irgendeine Hotelfachschule, sondern um die Hotelfachschule. Was für uns vielleicht Harvard oder Oxford ist, für Naturwissenschaftler das MIT oder die ETH, ist für die Hotellerie und Gastronomie die École hôtelière de Lausanne, kurz EHL. Seit Jahren gilt die EHL als die beste Hotellerie Fachhochschule weltweit. Der Abschluss ist ein international anerkannter Bachelor oder Master of Science (also wie bei uns) in International Hospitality Management.
Ich habe vor dem KV eine Ausbildung zum Koch abgeschlossen und auf dem Beruf gearbeitet. Schon da habe ich von der EHL gehört, aber mich nie so richtig damit auseinandergesetzt. Heute muss ich zugeben, dass ich da wohl etwas verpasst habe. Über 3100 Studenten aus 121 Nationen sind an der EHL eingeschrieben. Davon leben rund 600 Studenten auf dem Campus, der selber ganze 84’000 m2misst, eine Fläche von über 12 Fussballfeldern. Neben den regulären Klassenzimmern und Konferenzräumen beherbergt der Campus eine Bibliothek mit rund 34’000 Büchern, einem Gemüsegarten und ein mit einem Michelin-Stern ausgezeichnetes Ausbildungsrestaurant, wo Studierende in der Küche wie auch im Service arbeiten.
Das Studium geht wie bei uns in Vollzeit über drei Jahre, jedoch ist für alle, die keine vorhergehende Ausbildung in der Gastronomie haben, ein zwingendes Vorbereitungsjahr vorgesehen. In diesem Jahr leben die angehenden Studentinnen und Studenten auf dem Campus und putzen unter anderem die Zimmer der anderen, übernehmen die Rezeption, arbeiten in der Küche und im Restaurant mit und erwerben sich Grundkenntnisse über Weine und Getränke, aber auch in der Logistik und dem Controlling. Sozusagen der Beginn der Tellerwäscher Karriere.
In dieser Zeit ist eine bestimmte Garderobe Pflicht, inklusive Vorgaben zu Haaren und Schmuck. Knittrige Hemden, vergessene oder schräg montierte Namenschilder fallen auf und werden vermerkt. Bei mehrmaligen Verspätungen drohen Notenabzüge. Man merkt, die EHL meint es ernst. Sobald dann das Vorbereitungsjahr abgeschlossen ist, fängt das richtige Studium an, mit Modulen wie wir sie kennen, aber zusätzlich mit einem Praktikumssemester im Management. Nach drei Jahren schliessen die Studierenden dann mit einer Bachelor Thesis oder einem neunwöchigen Business Projekt ab.
Ganz zum Schluss noch der Preis: rund 160’000 Schweizer Franken für ausländische Studenten, immerhin noch knapp 80’000 für Schweizer. Ohne Zimmermiete, Schulmaterialen und administrativen Gebühren. Da sind wir an der FHNW noch ganz gut bedient.
Ich halte nicht so viel von was-wäre-wenn und von hätte, hätte Fahrradkette. Ich bin ganz glücklich mit meiner Situation und vor allem auf den Weg, der mich hierhin geführt hat. Ich liebe die Gastronomie und habe viele tolle Erfahrungen gemacht. Ich kenne aber auch einige Schattenseiten der Branche und bin froh, jetzt geregeltere Arbeitszeiten zu haben. Und so stimmt es auch mit dem Studium: FHNW für mein Leben, EHL für den Screen. Das geht für mich ganz gut auf.
Die Doku-Serie kann auch online angesehen werden, die nächste Folge geht am Freitag online: https://www.srf.ch/play/tv/sendung/die-hotelfachschule-mit-audiodeskription?id=9e420736-6fd3-426e-a9c7-e18775b0cdaf
Photo by chuttersnap on Unsplash