Aller guten Dinge sind drei! Danke für die Treue und willkommen zum letzten Teil der Student-Life-Serie.
Teil III
Borås war anfangs ein bisschen ein Fragezeichen für mich und ich konnte mir unter der Stadt nicht wirklich etwas vorstellen, geschweige denn den Namen richtig aussprechen. Solltest du dich also gerade im Bewerbungsprozess für dein Austauschsemester befinden und weisst noch nicht genau, wo es hingehen soll, gibt’s hier ein paar Infos zu Borås, die dir die Entscheidung vielleicht etwas einfacher machen.
Wieso Borås und nicht Stockholm oder Lund?
Erstens, weil die finale Entscheidung nicht in meinen Händen, sondern in denen der Fachhochschule lag (ich musste eine Prioritätenliste mit bis zu zwölf Universitäten angeben) und zweitens, weil Lund keine Partner-Uni der FHNW ist. Obwohl meine erste Wahl mein geliebtes Stockholm war, hat sich Borås als eine sehr gute Alternative herausgestellt.
Ungefähr 60 Kilometer landeinwärts von Göteborg liegt sie, die Stadt, die ich mein Zuhause-auf-Zeit nennen darf. Borås ist mit einer Fläche von knapp 30km2fast ein Drittel grösser als Basel, zählt mit rund 80’000 Einwohnern aber weniger als die Hälfte als in “dr Stadt am Rhyy”.
Borås ist jetzt nicht dieMetropole Schwedens, aber solltest du dich mal nach City-Vibes sehnen, ist Göteborg nur gerade 50 Minuten mit dem Bus entfernt. Borås hat ein schönes Zentrum, das zum Shoppen, zum Fika in einem der charmanten Cafés am Viskan (einer der vier längsten Flüsse der Westküste Schwedens) oder zum Mittag-oder Abendessen in einem der vielen Bars oder Restaurants einlädt (sollte es dich mal nach einem Burger dünken, Tugg Burgers ist eine gute Adresse).
Magst du es mal etwas ruhiger und brauchst etwas Waldluft, lädt Kypegården zum Verweilen ein. Der 8.7 Kilometer lange Weg beginnt am See, wo man baden oder in der Hütte saunieren kann. Entlang der Route kommst du auch an den schönen Tosseryd-Seen und den steilen Klippen des “Tarzanbergs” (ja, der heisst echt so) vorbei. Dort haben wir auch viele Abende zum Grillen oder Nachmittage beim Volleyballspielen verbracht.
Kypegården grenzt auch an den Tierpark. Solltest du an einem Nachmittag mal nichts zu tun haben (und ich garantiere dir, das wird früher oder später der Fall sein), schau doch mal vorbei. Insbesondere, wenn du in der freien Wildbahn noch keinen Elch gesehen hast. Dann kannst du das schon mal auf deiner Schweden-Bucketlist abhaken.
Wenn du gerne was Regelmässiges auf deinem nicht-wirklich-straffen Zeitplan hättest, wie wäre es mit einer Mitgliedschaft in einem Sportverein? Auch immer eine gute Möglichkeit, Locals kennenzulernen. Ausserdem hast du dann einen Grund mehr, die Wohnung zu verlassen und dir ein paar Hosen anzuziehen.
Ich, für meinen Teil, hab es zu meiner obersten Priorität und meiner ersten Mission gemacht, nach Reitmöglichkeiten in der Umgebung zu suchen. Obwohl es nichts Vergleichbares mit meinem Herzenspferd gibt, wollte ich mich vor Entzugserscheinungen bewahren. Hat nicht lange gedauert und bin seither Mitglied im Borås Fältrittklubb (dem Reitverein), wo ich (leider nur) einmal die Woche hingehe.
Wenn du beim Anblick eines Pferdes aber kein Herzklopfen, sondern mehr so was wie Herzrasen bekommst: keine Sorge. Es gibt natürlich eine Menge anderer Vereine, denen du dich anschliessen kannst, zum Beispiel Squash, Basketball, Fussball, Floorball (hab ich auch nicht gekannt, google mal) oder das Fitnessstudio um die Ecke. Abgesehen von der Sports Night zweimal die Woche (siehe “Studenten-Story Teil I), bietet die Uni in Borås keinen Uni-Sport an, wie ich das von Zuhause kenne.
Sollte Sport Mord für dich sein, hier eine Liste anderer Dinge, die man sonst noch so unternehmen kann:
- Kino
- Minigolf
- Hochseilpark
- Kanufahren
- Angeln
- Zu einem Fussballspiel des IF Elfsborg gehen (die Tickets bekommst du als Mitglied des Studentenvereins umsonst)
- Fotografie‑, Kunst- oder Textilmuseum
Die Stadt selbst ist auch eine Art Museum: No Limit Street Art Borås ist eine Outdoor-Kunstgalerie, die das ganze Jahr über zugänglich ist. Internationale Künstler verwandeln Gebäude oder öffentliche Räume in Kunstwerke. Im Sommer bietet die Stadt auch Führungen an, aber wenn du die Tour lieber selbst machen möchtest, hol dir im Tourismusbüro eine Karte und entdecke die verschiedenen Genres der Strassenkunst auf eigene Faust. Es ist auch eine grossartige Möglichkeit, die Stadt zu erkunden, besonders am Anfang, wenn man sich noch etwas verloren fühlt.
Du siehst, es sind nicht immer die “bright lights bigger city” — um Cee Lo Green zu zitieren — die dein Auslandssemester lohnenswert machen. Zugegeben, ich war anfangs etwas enttäuscht, dass ich nicht nach Stockholm ziehen konnte, aber lass mich nur eins sagen: Auch wenn du nicht an deiner Wunsch-Uni in London, New York oder Tokyo angenommen wirst, sei offen und nutze die Gelegenheit, im Ausland zu leben und zu studieren. Es war eine der bisher besten Entscheidungen, die ich getroffen habe. Es hat mir die Möglichkeit gegeben, über mich selbst hinauszuwachsen und meinen Horizont zu erweitern. Du wirst es bereuen, es nicht getan zu haben.
Jetzt bleibt mir nur noch, mich bei Lukas Gerber und der Fachschaft Wirtschaft für die Möglichkeit zum Teilen meiner Stories auf dieser Plattform zu danken. Ich hoffe, dass ich mit meinen Einblicken den ein oder anderen dazu inspirieren konnte, ein Austauschsemester in Betracht zu ziehen.
Tack så mycket och vi ses snart, FHNW!
—
Naomi studiert an der FHNW in Basel Betriebsökonomie und arbeitet nebenbei 80% bei der Roche. Das 6. Semester verbringt sie ihm hohen Norden und erlebt dort einer der besten Zeiten ihres Lebens. Sie gibt uns mit drei spannenden Beiträgen einen Einblick in ihren Alltag in Schweden. Wer gerne noch mehr von Naomi wissen möchte, kann ihren persönlichen Blog besuchen. Wir können euch diesen wärmstens empfehlen.