In jedem Semester gibt es Höhepunkte und auch ein paar Tiefen. Die Tiefen versuche ich grosszügig zu überspringen und mich umso mehr an den Highlights zu erfreuen.
Eine ganz grosse Freude haben mir die Abschlussreden für die Wirtschaftskommunikation in Deutsch gefallen. Und eine Rede fand ich so toll, dass ich gleich um das Skript gefragt habe, um es hier zu teilen.
Et voilà, die Rede von Dominik Thüring, als Umweltforscher am WEF in Davos:
«Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
es ist mir eine grosse Freude hier und heute in Davos mit dabei sein zu dürfen.
Ich möchte Ihnen in meiner Rede aufzeigen, wie grauenhaft die Veränderungen der Weltmeere sind, die durch Plastikmüll verursacht werden und jeden einzelnen von uns betreffen. Wir müssen uns endlich hinterfragen, warum wir innerhalb der letzten 60 Jahre mehr als 80 Prozent der grossen Meeresfische verloren haben. Warum es auch uns Menschen etwas angehen muss, dass fast die Hälfte der weltweiten Korallenriffe verschwunden sind und warum der Sauerstoffanteil in grossen Teilen des Pazifiks aus noch rätselhaften Gründen immer wie mehr abnimmt. Es betrifft nicht nur die Kreaturen , welche in den Meeren leben, nicht nur Ihren Nachbarn, Ihren Bekannten oder Arbeitskollegen. Nein, es betrifft auch Sie!
Riesenladungen an Plastikmüll geraten in jeder Minute, in jeder Stunde, Tag für Tag in den Ozean. Zahllose Vögel und Tiere verenden, weil sie mit Plastik in Kontakt geraten. Wir erleben zurzeit eine der schnellsten Aussterberaten aller Zeiten. Das Ende des Ozeans ist nah!
Momentan schwimmen stillschweigend fünf riesige Müllinseln aus Plastik in unseren Weltmeeren umher. Die grösste davon ist etwa viermal so gross wie Deutschland. Nicht schlecht könnte man fast meinen.
Doch schnell ist er gekommen, langsam wird er gehen. 100 bis 140 Millionen Tonnen Plastikmüll befinden sich laut Schätzungen in unseren schönen, in unseren wunderschönen Ozeanen und jedes Jahr wächst dieser Entsorgungspark um ca. 8 Millionen Tonnen. Ausserdem braucht eine praktisch unpraktische Plastikflasche, wie wir sie alle fast tagtäglich benutzen, gerade mal 450 Jahre bis sie sich vollständig zersetzt hat. Das Aufräumen dieser Plastikungeheuer wäre jedoch nur ein kleiner, ein sehr kleiner Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu den Mengen, die täglich auf der ganzen Welt erzeugt werden.
Wir müssen einen Weg finden, den Hahn zuzudrehen. Wir müssen die Flut von Einweg- und Gebrauchsplastik, der alltäglich ins Meer fliesst, stoppen. Für uns, unsere Kinder und für Mutter Natur.
Denn nicht nur der Plastik in den Ozeanen ist es, von dem wir betroffen sind. All unsere Lebensmittel sind in Plastik verpackt. All unsere Getränke sind in Plastik verpackt. Unsere Kühlschränke und Vorratskammern platzen regelrecht von in plastikverpackten Nahrungsmitteln.
Einige werden jetzt sagen , dass alles, was wir als Einzelperson tun nur ein Schuss in den Ofen ist, dass es keinen Unterschied machen wird. Aber das tut es!
Wir können damit beginnen, klügere und nachhaltigere Entscheidungen zu treffen. Und wenn wir das tun, geschätzte Zuhörerinnen und Zuhörer, sind wir nicht allein, denn wir werden den Funken entfachen, der sich verbreitet und Wellen schlagen wird.
Stellen Sie sich vor: Früher hat man den Müll einfach in der Toilette heruntergespült. Doch heute macht man aus Müll Geld. Recycling ist ein Thema, das immer mehr ins Rampenlicht rückt und ein wichtiger Schritt zur Lösung des Problems ist. Die Wiederverwertung von Plastik bietet grosse wirtschaftliche Möglichkeiten.
Doch leichter gesagt als getan. Aktuell werden lediglich 12 Prozent des “guten” Mülls wiederverwertet, obwohl unsere Ressourcen immer knapper werden und der Bedarf dafür Jahr für Jahr steigt. Wo ist da der ökonomische Gedanke dahinter meine Damen und Herren ?
Was ich Ihnen heute klar und deutlich sagen möchte; und ich weiss, dass jeder hier, alt oder jung, Mann oder Frau, wirtschafts- oder politiktreibende Kraft eine Menge über dieses Problem weiss, dass es ein riesiges Problem in den Ozeanen ist. Schlussendlich ist es aber ein Problem, das wir selbst verursacht haben, aber es ist auch ein Problem, dass wir lösen können.
Der Gedanke, mein Wunsch und mein Ziel , meine sehr verehrten Zuhörerinnen und Zuhörer ist es, dass wir ein Bewusstsein schaffen müssen. Natürlich ändert ein Einzelner die Welt nicht, wenn nur er auf Plastikflaschen verzichtet. Aber er schafft damit ein Bewusstsein für seine Mitmenschen, ein Zeichen, welches anstecken und so Schritt für Schritt die Welt verändert.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!»